Drucken

Der Tag fängt an, wie der letzte aufhörte. Nach dem Frühstück laufen wir los und nach 500 m merke ich, dass ich mein Handy vergessen habe. Also noch mal zurück, genau das, was ich brauche. Ich habe nicht sonderlich gut geschlafen und bin immer noch pflastermüde. Aber, was solls.

Aus Wettergründen haben wir uns heute die Ming-Gräber ca. 40 km nordwestlich von Beijing  vorgenommen. Das Wetter-App sagt, dass es mittags bedeckt ist und die chinesische Mauer möchten wir – wenn möglich – doch an einem späteren Tag bitte bei blauem Himmel genießen.

Wir haben gelesen, dass wir den größten Teil der Strecke mit der U-Bahn fahren könnten. Dann Abschnitt C aussteigen, nach rechts … und da sei dann die Busstation. Bis hin zum Abschnitt C stimmt alles. Doch da stehen wir auf einem verlassenen Parkplatz in Gesellschaft dreier herrenloser Hunde, die uns von weitem beäugen.  Wir schlendern um die Metro-Station herum und werden von einer Meute „Taxi“-Fahrern „angesprungen“, die „Ming-Tombs“ rufen und mit braunen Zetteln winken. Genau das, was ich so gar nicht leiden kann! Wir weisen alle knapp ab und beschleunigen von ihnen weg. Einfach erst nur weg!

Wir gehen in den Ort und sehen ein ganz anderes China: Müllige Straße und ziemlich bis ganz schrammelige Häuser. Aber das wird ja baldigst mit der Öko-Zivilisation Geschichte von gestern sein😉. Dann eine etwas größere Straße, auf der Händler ihre Ware ausstellen, hauptsächlich Obst und Gemüse. Wir haben durch meine offline-Karte maps.me – der Göttin sei Dank – immer ungefähr die Orientierung, wo wir sind. Also gehen wir erst mal weiter. Uns kommt ein Wagen entgegen, der Fahrer kurbelt das Fenster runter und fragt uns was? Schon wieder ein „Taxi“-Fahrer. Ich bin immer noch bockig, aber so weit einsichtig, dass Michael mal fragen geht. Für 30 Yuan (3,60 €) will er uns fahren. Ja, eigentlich ist das nicht viel, aber ein offizielles Taxi hätte uns 13 Yuan (so die Reiseführer*in) gekostet. Als mal wieder Touristen-Nepp, der mich immer so aufregt. Da wir es aber nicht besser können, lassen wir uns darauf ein. Nach gut 2 km sind wir auch schon da.

An der Kasse zeigen wir unsere Pässe, da wir im Sommerpalast gelernt haben, dass Menschen über 60 keinen Eintritt zahlen müssen – so auch hier. Wir erlaufen uns den Seelenweg mit vielen Steinfiguren am Rand (viele verschiedene Tiere – das eine sitzend – dann 50m weiter das gleiche Tier stehend und so fortlaufend).

Danach schon wieder „Taxi“-Fahrer. Wieder winken wir ab und finden jetzt schnell die Bushaltestelle. Wir nehmen den nächsten Bus, der uns zur Grabstätte Ding Ling bringt. Eines der Gräber ist von den Japanern und danach von den Roten Garden zerstört worden und nur zum Teil wieder aufgebaut. Trotzdem sehr beeindruckend. Als „Beigabe“ gab es den Abstieg in den „Underground-Palace“. Viele Stufen in die Tiefe für einige wenige Artefakte, die mit Geldscheinen beworfen wurden und vielen roten großen und kleinen Kisten, in denen wir die Särge oder so vermuteten. Danach geht es noch einen Turm – eher eine Halle – hoch mit schöner Aussicht auf die Anlage.

Ein bisschen müde sind wir ja schon und überlegen, ob wir uns noch ein Grab ansehen. Sie liegen immer mehrere km auseinander, sind aber mit einem Bussystem verbunden. Nach der Überlegung „In diesem Leben kommen wir hier nicht mehr her“ laufen wir zur nächsten Bushaltestelle und wollen doch noch Chang Ling sehen, das am besten erhaltene und das historisch älteste aller Gräber. Dort liegt der Leichnam von Kaiser Yongle, seiner Frau und seinen 16! Konkubinen. Das beeindruckt vor allem MB 😉.

Bei diesem Grab sind vor allem die Ausstellungsstücke extrem interessant. Der Grabaufbau mit den Vorhallen und dem Grabhügel ist ähnlich wie bei den anderen Gräbern. Dort finden sich goldene Helme mit Phönix und Drachen und sehr aufwendig bestickte Gewänder in rot und schwarz – auch mit Drachen und Phönix.

Und dann wollen wir zurück nach Beijing. Bei der Touri-Info an der Anlage hat MB gefragt, welcher Bus fährt und kommt mit Bus-Nr. und chinesischem Zeichen zurück. Die Haltestelle kannten wir auch schon – also alles gut. Wir mussten ein Weilchen warten. Andere Chinesen werden ungeduldig und nehmen eines der Taxis, die sich immer wieder direkt vor der Haltestelle anbieten. Vielleicht hätte ich das auch gemacht, da war aber dann doch die Sprachbarriere vor, da die Taxifahrer so gut wie kein Englisch sprechen.

Dann kam der Bus und die wartende Meute stürzte auf die Eingangstür. Für mich, die erfahrene Skiliftansteherin kein Problem, da kann ich mithalten. Wir kamen ungefähr im 1. Drittel rein und haben noch einen 2-er Sitz erobert. So gegen 16:15 fuhr der Bus picke-packe-voll ab und kam so gegen 18 Uhr in Beijing an. Dank meiner offline-Karte konnten wir gleich eine naheliegende U-Bahn-Station ausmachen und in unsere Quartiergegend fahren.

Eigentlich wollten wir noch das Nachbarviertel Sanlitun erkunden, in dem es wie schon gesagt viele Restaurants und Bars geben soll und fahren daher extra eine U-Bahn-Station weiter. Nach Kartensicht entscheiden wir uns aber dann doch um und finden in unserem Hutong  „Nice rise“, ein kleines Restaurant, dessen Eingang über Holzstufen durch ein Fenster führt. Es gibt Hot-Pot, am Tisch zubereitet. Eigentlich ganz lecker, aber ein paar Gewürze mehr für mich und etwas Fleisch mehr für MB wären wohl nicht schlecht gewesen. Heute zahlen wir rd. 340 Yuan = 40 €, also relativ teuer, aber auch etwas Besonderes in der Zubereitung. Wir gehen nach Karte kreuz und quer durch den Hutong und finden dort unser Hotel. Während wir durch die engen und manchmal auch armseligen Gassen gehen, fällt mir auf: Hier gehen wir auch im Dunklen vollständig angstfrei.