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Der dritte und letzte Tag der Energietour steht im Zeichen der Windkraftindustrie. Wir besichtigen zwei Hersteller von Gondeln für Windmühlen. Ich habe mir diese Gondeln – das sind die Kästen oben am Turm, an denen die Rotorblätter befestigt sind – deutlich kleiner vorgestellt. Sie sind in der Größe durchaus mit einem Reisebus für 50 oder mehr Personen vergleichbar.  In ihnen befindet sich die gesamte Technik, die die Stromerzeugung durch Wind möglich macht.

Wir besichtigen zunächst die Firma Nordex, die derweil nicht nur europa- sondern weltweit tätig ist und im Anschluss daran die deutlich kleinere e.n.o. ernergy, die sich gerade im 4. Produktionsjahr befindet. E.n.o. beschränkt sich zurzeit auf den deutschen Markt, will es dabei aber nicht belassen. Windkraft boomt, das ist insbesondere bei diesen Werksbesichtigungen nicht zu übersehen.
Zwar finde ich es auch mal spannend, durch die Fertigungshallen zu bummeln, habe aber immer noch die Akademie für Nachhaltigkeit von gestern im Kopf – dort wäre ich gern länger geblieben und hätte mehr erfahren und gelernt. Die ostdeutschen Bundesländer haben im Bereich der Erzeugung von regenerativer Energie die Nase vorn. Das gibt ihnen einen Erfahrungsvorsprung, den die westdeutschen Bundesländer nutzen könnten. Denn die Erzeugung regenerativer Energien hat nicht nur Vor- sondern auch Nachteile. Wer hat schon gern einen Windpark vor der Haustür oder wird den ganzen Tag von Lastwagen mit Maisschnitzel für Riesenbiogasanlagen in seiner Ruhe gestört. Und der industrielle Ruf nach einem Nord-Südausbau der Netze zeigt, dass auch Offshore-Windanlagen nicht der Weisheit letzter Schluss sind. Hier gibt es noch viel zu überdenken, obwohl ich nach wie vor sicher bin: diese Energieformen sind unsere Zukunft. Doch das geht über das technisch Machbare weit hinaus. Es darf sich nicht auf den Austausch der Großindustrie für Atomkraft und Kohleheizwerke hin zur Windkraft- und Solarindustrie beschränken. Ich war schon vor 20 Jahren überzeugt, dass eine Energiewende nur dezentral wirklich nachhaltig sein kann. Diese Reise hat mich darin bestätigt, mich gelehrt, dass es dazu einen gesellschaftlichen Wandel brauch.  Mir wurde aber auch ganz deutlich gezeigt, dass zum Einen der Weg dorthin noch lang ist und zum Anderen unsere Bundesregierung – mal wieder – falsch abgebogen ist.