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Wir sind wieder zu Hause. Ungefähr zeitgleich ist der Castor ins Zwischenlager eingefahren und wir waren nicht mehr dabei. Und zumindest für mich war das wohl auch richtig so – auch wenn es sich nicht so anfühlt - muss ich doch morgen früh um 6 Uhr wieder aufstehen und nach Berlin fahren. Mein letzter Tag stand im Zeichen der Polizeiaussagen der besondern Art. Wir touren wie gehabt durchs Wendland,  aber egal wohin wir wollen, überall Polizeikontrollen. Von mir: „Schönen guten Morgen (guten Tag), wir wollen nach xyz zu unseren Abgeordneten.“ Und je nach Stimmung und Temperament der jeweiligen PolizeibeamtInnen kommen unterschiedliche Ansagen zustande. Hier eine kleine Auswahl: „Hier geht das nicht, aber wenn Sie über yyy fahren, da ist dann eine andere Kontrolle…“ - „Das ist heute eher schlecht...-“ – „Da ist gerade so eine Lage…“ – „Ja, dann fahren Sie doch…“

 Nur einmal wird es wirklich blöd. Wir fahren durch Dünsche, biegen ab Richtung Gedelitz, da haben doch einige Lausbuben – zwischen 8 und 12 Jahre alt – eine Straßenblockade aus größeren Steinen gebastelt, die einer Kolonne Polizeiwagen im Wege liegen. Auf meiner Spur ist Platz und ich trete gerade vorsichtig aufs Gas um durch zu fahren. Da springt mir ein Möchtegern-Macho-Polizist vors Auto, droht mit der Faust und strahlt so viel Aggression aus, dass sie sogar durch die Autoscheibe strahlt und ich echt Probleme habe, nicht zurück zu keulen. Aber ich reiße mich zusammen und grinse mir als Ausgleich einen, während der Obermacho die Steine aus dem Weg tragen muss.

Gegen Abend versuchen wir zur Blockade vor Gorleben zu kommen, landen aber dann hinter dem Zwischenlager. Von dort könnten wir zu Fuß gen Gorleben gehen, lesen aber im Ticker, dass die Blockade gerade geräumt wird. Also sind wir vernünftig, fahren zurück nach Gedelitz ins Camp, suchen uns dort MitstreiterInnen, die nach Hannover müssen und machen uns auf den Weg nach Hause, unser letzter Shuttle für diesen Castortransport.

Rückblickend finde ich, dass wir, DIE  LINKE, einen guten Job gemacht haben: unsere Abgeordneten als beobachtende und manchmal auch eingreifende ParlamentarierInnen, unsere Bürobesatzung im 24-Stunden-Dienst über mehr als fünf Tage, die allen mit Telefon- und Infodienst, Rat, Tat, Kaffee, Essen und vielem anderen mehr weitergeholfen haben. Die Linken GenossInnen aus dem Wendland und dem gesamten Bundesgebiet auf der Schiene, der Straße und den vielen Kundgebungen haben gezeigt, DIE LINKE ist eine verlässliche Partnerin gegen den Atomwahnsinn. Und unser Shuttleservice war auch nicht ohne:  mit zwei Bussen waren wir fast rund um die Uhr im Einsatz und haben gemeinsam wohl um die 1.000 WiderständlerInnen transportiert - vom Infopunkt zur Blockade, von der Blockade zur Demo oder aus der Gefangenen-Sammelstelle zurück ins Camp. Hinzu kamen mehrere PKW, die ebenfalls für TramperInnen zur Verfügung standen, und nicht zuletzt ein Wohnmobil, von dem aus durchgefrorene BlockiererInnen mit heißem Tee, Kaffee und Proviant versorgt wurden.

Gerade eben sehe ich einen Beitrag von N-TV. Die einzige Politikerin die dort zu Wort kommt, ist Claudia Roth. Und das, obwohl die Grünen dieses Jahr gezielt gegen die Castordemo mobilisiert haben, beispielsweise durch  Ministerpräsident Kretschmann BaWü und obwohl außer einigen wenigen niedersächsischen Grünen sich keine grüne Prominenz im Wendland hat sehen lassen. Manchmal blickt es "die Presse" eben noch nicht so wirklich.