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Heute steht „Kurts Garten“ auf dem Programm. Wie schon in den letzten Jahren lädt die Linksfraktion Niedersachsen dort zu einer öffentlichen Fraktionssitzung ein. Mit Blick auf die Schienen treffen sich diesmal Mitglieder der Linksfraktionen aus Niedersachsen, Bremen, und Brandenburg, sowie MdBs der Linken aus Niedersachsen, Sachsen, Bayern und Thüringen mit den Menschen aus dem wendländischen Widerstand und umherum, wie beispielsweise aus der BI gegen Atommüll in der Asse. Und jedes Jahr wird es ein bisschen voller in Kurts Garten.

Besonders beeindruckt hat mich diesmal ein Gesprächsbeitrag von Kerstin Rudek, Sprecherin der BI Lüchow-Dannenberg. Sie erzählt in einem sehr persönlichen Beitrag von ihrer blinden Tochter, die gezeugt wurde, kurz nachdem die 7-köpfige Familien ins Wendland gezogen war – in ein Haus direkt an der Castorstrecke und drei km vom Zwischenlager entfernt. Natürlich kann Kerstin nicht belegen, dass die geschädigten Chromosomen durch die Strahlung entstanden sind, aber es ist doch sehr naheliegend.
Der frühe Nachmittag plätschert mit Aufräumen und ein bisschen Shuttle so vor sich hin. Um 16:00 Uhr treffen wir uns alle im Wahlkreisbüro. Später erzählt mir Kurt, dass das Büro noch nie so voll war. Am Abend stehen diverse Aktivitäten auf dem Programm. Wir entscheiden uns, erstmal zur Demo nach Hitzacker zu fahren. Dort finden sich rund 300 TeilnehmerInnen zusammen. Da im Wahlkreisbüro um 19:00 noch mal ein weiteres Treffen ist, fahre ich noch mal zurück und werde schon beim Parken angesprochen, ob ich nicht eine Gruppe nach Breese shuttlen will. Na klar will ich. In Breese spielen heute Abend die „Meiselgeier“. Die will ich schon seit Jahren hören und habe es nie geschafft.
Und es lohnt sich wirklich. Rock der 70er Jahre in der Scheune in Breese. Viele Songs von Santana, auch ein bisschen „Meiselgeier“, Stones und dies und das. Das Schlusslied „Born to be wild“ singt Michael mit Hingabe mit und als Zugabe mit Bezug auf den Castor tanzen wir zu „Highway to hell“. Das Publikum ist bunt gemischt, genauso wie der Castorwiderstand. Einträchtig rocken und tanzen wir - alt und jung - Seite an Seite. Die junge Frau mit ihrer Ringelstrumpfhose genauso wie die die graugelockte in Faltenrock und Gummistiefeln. Meiselgeier spielen mit viel Spaß und unverdrossen, sie lassen sich nicht einmal von einem Kurzschluss ihrer Scheinwerfer aus dem Konzept bringen.
Der Bus ist wieder proppenvoll, als wir nach Dannenberg zurückfahren. Ich halte vor dem Wahlkreisbüro und wir hören Nachrichten.
Das Konzert wäre so ein schöner Abschluss des Tages gewesen, aber es sollte nicht sein. Radio Wendland berichtet von einem brutalen Einsatz der Polizei in Metzingen. Da wir dort sowieso hinmüssen, schauen wir also noch mal dort vorbei. Die Stimmung ist aufgeladen, Scherben liegen auf der Straße, weit hinten hören wir „Haut ab – haut ab“. Gerade als wir dort ankommen entspannt sich die Situation langsam wieder. Der Wasserwerfer wird zurück gezogen. Für uns ist überhaupt nicht klar, warum es zu dieser eskalierten Situation gekommen ist. Haben sie Langeweile? Wollen sie Demonstranten lieber dort binden, damit sie nicht auf die Schiene kommen? Oder was?