Früh werden wir geweckt, nach Frühstück und Zeltabbau geht es wieder an den Abstieg. Kein Vergleich mit dem Tag davor. Kein Schnaufen, Ächzen und Stöhnen. Michael und ich lassen uns trotzdem zurückfallen. So haben wir die Stille der Wüste wieder für uns.

Nach dem gemütlichen Abstieg, der wieder keinen Skorpion, wohl aber div. Mistkäfer vorhält, stürmen wir das Hotel und die Duschen. Lauwarmes Wasser spült den Saharasand aus Haaren und Augen, ein tolles Frühstück mit warmen Eiern, gerollten Pfannkuchen, KiriKiri-Käse (anderen Käse gibt es nach unserer Erfahrung nicht in Marokko), Marmelade, Margarine und Öl wird für uns serviert. Und nun klärt sich auch, was das seltsame Geräusch in der Nacht war. Am Rande des Erg Chebbi hat ein dreitägiges Musikfestival stattgefunden, das uzz-uzz der Techno-Musik der letzten Musiknacht schallte dabei bis in den frühen Morgen über die Wüste.
Martin drängt zum Aufbruch, er weiß, vor uns liegt noch eine lange Fahrt. Zurück geht es über den Wellblechsand, fehlende Pistenmarkierungen sorgen dafür, dass Martin sich leicht verfährt, aber dann finden wir die Straße doch.

In Rissani machen wir noch einmal Halt und haben nun etwas mehr Zeit für den Suk. Gestern hat Hartmut das Angebot einer Führung durch den Suk bekommen, heute nimmt er es wahr und wir schließen uns an, hier ist es wirklich sehr unübersichtlich. Wir bekommen den Eselparkplatz gezeigt, zwei kleine Tiersuks mit Schafen und Kühen, wir streichen durch überbaute dunkle Gassen, in denen alles angeboten wird, was mensch so braucht – oder auch nicht. Ich erstehe einen langen schwarz–bunt gebatikten Schal (der dann zu Hause bei mir im Zimmer als Vorhang sehr dekorativ vorm Fenster hängt), Hartmut steht der Sinn nach Grillfleisch: Kamel, Lamm und Rind werden erstanden. Neben uns am Fleischstand steht ein junger Berber in der üblichen traditionellen Kleidung, Turban und Jellabah, mit dem Handy am Ohr. Hier hat die Technik einen Entwicklungsschritt übersprungen. Ein Telefonleitungsnetz ist nie flächendeckend verlegt worden, der Handyempfang hingegen ist fast überall sehr gut.

Die Fahrt geht entlang des Hohen Atlas in Richtung Ouarzazate. Die Strecke führt wieder durch Sandwüste, seitlich begleitet von den schneebedeckten Gipfel des Jebel Ougnat und dem Jebel Saghro. Vereinzelte Akazienbäume und andere Büsche vermitteln einen Eindruck von Steppe, eigentlich gehören hier noch Giraffen, Elefanten und Antilopen hin, dann wäre das Bild perfekt. Doch schon die alten Römer haben dafür gesorgt, dass es hier kein Großwild mehr gibt.

Wir fahren wieder in den hohen Atlas hinein, der Bus muss klettern. An einem Aussichtspunkt halten wir und bewundern die Berge und Schluchten. Manche Bergkuppen sehen aus, als hätte ein Riese darauf gehauen, alles platt – so mancher dieser Bergkreise mutet wie ein großer Ufo-Landeplatz an. Weiter rechts sehen wir eine tiefe schwarze Schlucht, hier dürfte eine Menge Lava hinabgeflossen sein. Eigentlich wollen wir am El Mansour Eddahbi, einem großen See in der Nähe von Quarzazate, zelten. Aber wir sind ein bisschen spät dran und so suchen wir eine Stelle in den Bergen zum Campen. An einem trockenen Bachbett finden wir eine passende Stelle. Christian und Martin finden Holz für ein Grillfeuer und in einem mit Steinen ausgemauerten Loch machen sie ein Feuer. Ich habe ein wenig Bedenken, das Loch war gewiss für anderes vorgesehen, aber mein Einwand findet kein Gehör.

Nach einem kleinen Geplänkel um den besten Zeltplatz bauen wir unser Zelt auf und es wird schnell immer dunkler. Martin hockt am Grill und legt Lamm- und Kamelfleisch auf, das mit einem Mal doch nicht so reißend Absatz findet, wie gedacht. Mit der Dunkelheit frischt der Wind auf und schon wieder müssen wir im Bus essen. Ich befürchte mal wieder eine unruhige Nacht, aber unser Reiseleitungsteam findet doch noch den Windabstellknopf und so schlafen wir ruhig.