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Am Morgen werden wir diesmal mit sanfter Musik geweckt. Ruhig werden die Zelte gepackt und danach gibt’s Frühstück mit Kaffee! Anschließend wollen wir uns zu Fuß in Richtung Gebirgskette aufmachen, eine Schlucht lockt. Diesmal haben wir verabredet, dass jedeR sein Tempo läuft und wir uns in 3 Stunden wieder am Bus treffen. Leider ist es bedeckt und kühl, aber das soll uns nicht hindern. Wir gehen erst die Piste entlang, dann einen Pfad, der wohl von Eseln und Kamelen getreten wurde, die uns als kleine Karawane auch begegnen. Wir grüßen mit „Salam“ und ernten freundliche Gesichter, Fragen nach Zigaretten und als wir einer Ziegenherde begegnen, bekomme ich das Angebot, ein Zicklein zu kaufen, auf das ich gezeigt hatte, weil es so niedlich war. Das Handy am Ohr des Hirten einer Schafherde kommt uns in dieser abgelegenen Gegend ein wenig absurd vor, zeigt aber letztlich nur, auch hier ist die Zeit nicht stehengeblieben, obwohl es manchmal den Eindruck macht. Wir kommen an ein ausgetrocknetes Flussbett, sehen aufgeschichtete Steinmauern und Feuerstellen der Berber, die hier durchziehen.

Auf dem Rückweg fängt es an zu regnen und als wir den Bus erreichen, sind wir ziemlich nass. Ich nutze die Gelegenheit, mir schnell die sowieso schon nassen Haare zu waschen, es war höchste Zeit!
Mittags sind wir in Rich zum Essen und Einkaufen. Wir entern ein winzig kleines Restaurant, der Inhaber ist einerseits hoch erfreut über so viele Gäste, gleichzeitig aber auch reichlich überfordert. Einige der bestellten Getränke muss er aus einem Cafe gegenüber holen, es gibt – wie üblich – Tagine und Brochettes. Am nächsten Tag ist einigen etwas flau im Magen. Dagegen gibt es von Martin 3 gehäufte Esslöffel Kumin (Kreuzkümmel), die mit viel Wasser heruntergespült werden und Schlimmeres verhindern. Anschließend trennen wir uns, jedeR nimmt einen Einkaufsauftrag mit. Michael und ich sind für Eiernachschub zuständig und verlaufen uns dabei fast im Suk von Rich.

Der Regen begleitet uns weiter auf der Fahrt Richtung Toudra-Schlucht. Tief hängt der Himmel über dem Gebirgsmassiv rechts und links der Straße. Manchmal klart es etwas auf, aber richtig trocken will es nicht werden. Wir nähern uns den Bergen und rechts und links steigen Felsen auf. Eigentlich wollten wir heute noch durch die Schlucht, aber es ist schon 16:00 Uhr und das Wetter lockt nicht wirklich. In Amellago sehen wir Hinweisschilder „Camping“. Wir fahren durch den Ort, fragen beim 2. Anbieter, der für ein Massenquartier pro Person 130 DH haben will. Nein Danke! Wir fahren zurück und landen in einer kleinen, sehr hübschen Herberge, die 3 Zimmer sind genau richtig für uns und eine warme Dusche lockt. Begeisterung kommt auf, als ein Blick aufs Klo ein europäisches Sitz-Klo offenbart und es gibt sogar ein kleines Restaurant – welch‘ ein Luxus. Im Garten findet sich eine überdachte Sitzecke, die wohl sonst vor der Sonne schützen soll, heute schützt sie uns gegen Regen. Martin spielt Gitarre, alle duschen nach und nach und schließlich hört sogar der Regen auf. Es ist übrigens hier in der Gegend der erste Regen seit 2 Monaten. Toll also für die Menschen hier, doof für uns.

Für den Abend haben wir uns beim Wirt Abendessen bestellt. Neben der Wahl zwischen „soup or salat“ gibt es „surprise“, will heißen, er muss mal nachsehen, was die Vorräte so hergeben. Es entpuppt sich als leckere Tagine mit Reis, Tomaten, Oliven und Hackfleischbällchen. Diese Nacht schlafe ich so tief, dass ich nicht einmal den Muezzin hören, der hier besonders „laut und lästig“ gewesen sein soll.